Sieben Wochen, Siebzehn Gastgeber

Mit dem Rad fuhr ich gemütlich durch Vorarlberg, die Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich in der Schweiz, blieb meistens drei Nächte bei jeder Servas Gastfamilie. Ich brauchte acht Wochen um diese sieben-wöchige Reise zu organisieren, da die meisten Gastgeber von Servas Schweiz im Verzeichnis keine Handynummer angaben und auf meine Anfragen per Mail und Festnetz nicht antworteten. Überhaupt geht alles langsamer/gemütlicher/weniger gehetzt in der Schweiz, was ich sonst sehr angenehm fand. Man studiert, d.h. reflektiert, mehr als in Österreich.

Es gab genug freundliche Gastgeber, sodass ich immer nur leichte, kurze Strecken dazwischen fahren musste. Auch blieb ich in der eher flachen Nordostschweiz, um die schönen, aber extrem mühsam mit dem Fahrrad zu besteigenden hohen Alpen weiter im Süden zu vermeiden.

Was mich immer wieder in die Schweiz bringt, ist der Frieden, da es seit weit über ein Jahrhundert keine Kriege und kriegsbedingte Traumata gegeben hat. Dies führt zu einer universellen Entspanntheit, weit entfernt von Deutschland oder Österreich. Auch — vielleicht deswegen — erlebe ich Schweizer als weniger suchtleidend als andere Europäer; klar, man trinkt Alkohol, aber weniger und seltener.

Ich war erstaunt, wie wenigen Touristen und ausländlischen Radfahern ich unterwegs begegnete. Vielleicht wegen der Frankenteuerung finden Nicht-Schweizer es zu teuer, sich in der Schweiz aufzuhalten ausser bei extrem berühmten Orten wie dem Berner Oberland.

Die haben aber vieles verpasst! Was für eine wunderbare Zeit ich unterwegs hatte, in der üppigen Landschaft, schwimmend an schönen, abgelegenen See- und Flußufern, sitzend unter riesigen, uralten Buchen und Eichen, horchend im Wald und Flur auf Vogelgesang weit und breit, fotografierend mit grossen Augen Schlösser und Renaissance-Hausverzierungen in St. Gallen und Stein am Rhein.

Was mich aber am meisten freute während dieser sieben Wochen, war der Austausch mit den Servas-Gastgebern. Ich konnte mit allen Schnittmengen finden, fühlte mich pudelwohl und war bei allen wieder eingeladen nochmal irgendwann vorbeizuschauen. Alles in allem war diese Radreise — wie die vor zwei Jahren durch Bayern gemachte– unvergesslich, in jeder Hinsicht erfolgreich gelungen. . . dank Servas!

Die Vielfalt der Servas-Gastgeber war erstaunlich: eine klassische und zwei Volksmusiker; zwei Bauern; ein Gärtner; eine Krankenschwester; ein Journalist; eine Sex-Therapeutin; ein Mann, der Vision Quests leitet; mehrere Englisch-Lehrer; sowie einige, die mit Behinderten arbeiteten. Ich war bei Atheisten, Agnostikern, Reformierten, Katholiken, Buddhisten und Juden. Manchmal waren Kinder noch zu Hause, meistens aber nicht; viele GastgeberInnen waren, wie ich, in der Rente. Ich war bei Extrovertierten sowie Introvertierten, bei Paaren, Ledigen, Armen und Reichen. Gemeinsam hingegen schienen alle europäischer Herkunft zu sein und anscheinend heterosexuell; bei Servas habe ich noch nie Schwule oder Lesben erlebt.

Die Frage kam mir oft in den Sinn, „was heißt heutzutage Schweizer“? Ist man Schweizer, auch wenn beide Eltern aus Deutschland eingewandert sind, wenn man also Hochdeutsch zu Hause gesprochen hat und teilweise noch tut? Reicht es, wie mehrere Gastgeber es gemacht haben, den Schweizerpass zu erwerben aber den deutschen Pass noch in der Tasche zu haben?

Wo früher die meisten Ausländer aus Italien oder Ex-Jugoslawien stammten, sieht und hört man heutzutage eher gut ausgebildete Gastarbeiter aus Deutschland, wovon viele — aber nicht alle — Schweizerdeutsch können. Die Deutschen verdienen so viel besser in der Schweiz, dass sie bereit sind, weniger gutbezahlte, unangenehme Jobs da zu leisten. Die Schweiz war ja immer multi-kulti, mit vier Sprachen und unzähligen Dialekten, aber jetzt habe ich das Land– Zürich vor allem — eher wie die USA oder Deutschland erlebt, d.h., als echtes Migrationsland.

Ich war erstaunt, wie bunt die Bevölkerung sogar im Dorf ist. Mehrere GastgeberInnen sagten, die Schweiz habe pro Kopf mehr Ausländer als irgend ein anderes europäisches Land. Im winzigen Weinfelden habe ich ein spontanes Fussballspiel angeschaut . . . der Hautfarbe nach alle aus Afrika hergewandert. Die Schweiz strengt sich an, sie alle zu integrieren — da wird nicht gespart.

Alle Gastgeber waren extrem gastfreundlich, wollten für mich einkaufen und kochen. Nur zweimal musste ich im Wohnzimmer schlafen, meistens hatte ich ein geräumiges, sauberes Zimmer für mich, einmal sogar mit einem Täfelchen Schokolade auf die sauberen Badetüchern gelegt.

Die meisten Gastgeber wollten wissen, wieso die Amis Trump gewählt haben. Sie konnten das und Trumps Benehmen überhaupt nicht fassen. So gut ich konnte, habe ich erklärt, dass die neunzig Millionen christlichen Fundamentalisten — ein Drittel der Bevölkerung — einstimmig gegen eine Frau im White House gewählt haben. Auh konnten die GastgeberInnen nicht nachvollziehen, wie extrem rassistisch die USA immer noch ist.

Obwohl ich nirgends mehr als drei Tage verbrachte, führte ich mit allen Gastgebern tiefe, leidenschaftliche Gespräche. Viele haben sogar die eigenen persönlichen, familiären oder arbeitsbedingten Lebensherausforderungen mit mir geteilt, was ich als persönlichen Vertrauensbeweis gerne entgegennahm.

Der Schatten, der über uns immer hing, war, dass alle überzeugt waren, daß Servas am Aussterben ist. Mein Rettungsvorschlag, dass alle Servasenergien ab sofort nur in ein App fliessen sollen, um jüngere, handybessene Reisende anzulocken, fand Begeisterung bei GastgeberInnen unter fünfzig, aber Misstrauen und Skepsis bei den Älteren. Oft war ich fast deren einziger Servasgast seit Jahren, also, ein langersehnter Beweis, dass Servas überhaupt noch funktioniert.

Ich empfehle die Schweiz als Reiseziel, aber bald, bevor die Gastgeber drüben aus Frust sich vom Servas abmelden.

Falls meine Fotos von der Velotour interessieren sollten, hier sind die Links, gültig bis September:

„Swiss Beasts“: https://photos.app.goo.gl/h5upTBGmNcpPStuQ8

„Swiss Museums“: https://photos.app.goo.gl/FLzrz4BGYvatzyEe7

„Swiss Bike Tour“: https://photos.app.goo.gl/GVz7EKxb5cusXTLD6

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Zwei Tage mit Servas in Triest

von Hedwig Seyr-Glatz

Wenn man/frau sich eine Zeit zum Verreisen aussucht, die andere auch gerne wählen, rund um Feiertage wie dem 1. Mai mit eingelegten Brückentagen, dann ist es nicht ganz leicht, Servas-GastgeberInnen zu finden. Zuguterletzt aber meldeten sich Alda und ihre Tochter Elisabetta, mit denen wir schon länger Kontakt haben.

Nach 4 geruhsamen Tagen in Venedig in einer schönen eingetauschten Wohnung in der Calle Paradiso, trafen wir am Nachmittag des 1. Mai auf der Stazione Centrale ein. Dort erwartete uns bereits Alda, geleitete uns per Bus zu Elisabettas hoch gelegener, geräumiger Wohnung in einem grünen Bezirk. Wir legten unser Gepäck ab und machten uns gleich auf den Weg vorbei an blühenden Gärten und edlen Vorstadthäusern, aber auch an einem riesigen ehemaligen Militär-Gelände mit verfallenden Häusern von der vorigen Jahrhundertwende ins Zentrum. Große Gebäude,dem Verfall preisgegeben, haben wir da unterwegs und auch im Hafen, nicht wenige gesehen. Auch ein Schulgebäude aus den 80er Jahren fiel uns auf, sehr groß und weitverzweigt, alles in Betrieb, aber in schlechtem baulichen Zustand.

Das Zentrum ist herausgeputzt, viele Menschen auf den Straßen unterwegs; wir freuen uns über das südliche Flair, das hier immer mit Elementen aus der k.k. Monarchie verknüpft ist. Auf einem anderen Schulgebäude steht sogar noch „K und K Gymnasium“ über dem Eingangstor, daeben gibt es eine kleine Tafel mit der Aufschrift, dass es heute eine Schule für Schiffstechnik ist. Wir genießen den Abend.

Aber das Beste kommt am nächsten Tag. Alda lädt uns zu sich in ihr Dorf Servola, heute ein Stadtteil von Triest, ein. Sie erwartet uns bei der Busstation und führt uns gleich in das Dorfmuseum, für das sie den Schlüssel hat. Dort sind dreisprachige Dokumente zu sehen, italienisch, deutsch und slowenisch selbstverständlich. Auch Alda kann slowenisch und singt sogar in einem slowenischen Chor. Schöne Textilien, Trachten, Hausgeräte, was es eben in einem Dorfmuseum so gibt. Danach lädt sie zu uns zu einem Pranzo in ihre Wohnung oberhalb der Triestiner Bucht mit herrlichem Blick auf das Meer ein. Wir hören gerne ihre Erzählungen über ihre Her kunft, Familie, ihren Beruf usw. Alda hat voll aufgekocht und es schmeckt uns alles bestens.

Am Nachmittag fahren wir per Bus ans Meer und nehmen ein Schiff ins nahegelegene Muggia auf der anderen Seite der Bucht. Alda trifft einen Bekannten, der Italienischlehrer ist und grade eine Gruppe Touristen durch Muggia, einst Teil der Republik Venedig, führt. Wir dürfen uns der Gruppe anschließen und erfahren so in schönstem Italienisch über die Geschichte und bewundern den venezianischen Stil an vielen Details der Häuser dieser hübschen kleinen Stadt. Wieder ein öffentlicher Bus bringt uns dann zu dem landwirtschaftlichen Betrieb, der sich ein wenig außerhalb von Muggia vecchia befindet und so etwas wie einen großen Heurigen führt. Wir sitzen den ganzen Abend auf dem Hügel über dem Meer, gegenüber von Triest. Elisabetta kommt uns später mit dem Auto abholen.

Am nächsten Tag Rückkehr nach Wien. Eine schöner Kurzbesuch mit einer Servasbegegnung der besten Art. Vielen Dank nochmals an Alda und Elisabetta für ihre Gastfreundschaft!

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Servas-„Reisen zu verlorenen Nachbarn“

von Lorenz Glatz

Das Buch „Reisen zu verlorenen Nachbarn. Die Juden von Wiesmath“ (Löcker-Verlag Wien) handelt über die Reisen zu noch lebenden Frauen in Israel und den USA, die in meinem Heimatdorf Wiesmath der Buckligen Welt 1938 beraubt und vertrieben wurden und überlebt haben, weil sie es nach zwei vergeblichen Versuchen 1940 doch noch schafften, das Nazireich zu verlassen. Es geht um die Erzählungen aus ihrem Leben, von ihrer schwierigen Flucht, von der Ermordung der Angehörigen, die nicht so viel „Masel“ hatten, vom Ankommen in neuer Heimat, vom Heimweh und nicht verwundenen Schmerzen.

Wir sind immer mit Servas und Wohnungstausch gereist, was uns in diesen Ländern mit vielen Servas-people zusammengeführt hat, die uns viel Herz und Hirn Bereicherndes und auch Überraschendes beschert haben. Ich hatte das Buch seit seinem Erscheinen im November vor Schulklassen in Eisenstadt und bei einer Veranstaltung in Wien vorgestellt, die Nagelprobe jedoch war für uns die Präsentation am 18.Feber in Wiesmath selbst. Dass 120 Menschen gekommen sind und an die zwei Stunden voll Interesses zugehört und -geschaut und nicht wenige dann noch mit uns und untereinander weiter gesprochen und diskutiert haben, war für uns ermutigend. Es wird in Wien in den nächsten Monaten drei oder vier weitere Präsentationen/Lesungen geben, auch noch in der einen oder anderen Schule wird es dazu Veranstaltungen geben.

Buchpräsentation in Wiesmath

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Living in the Negev desert, then and now

INVITATION TO SERVAS ISRAEL INTERNATIONAL MEETING
MAY 21-27, 2018

Download of REGISTRATION-form

Please read the important information at the end, after the program!






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Making Connections: Spain – Austria 2017

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Neighbours meet Neighbours: SERVAS Bratislava & Zilina – Brno – Vienna

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Reise nach Israel / Palästina 15. – 27.11.2017

Ein Vater-Sohn-Projekt von Rouven Lipps und Andreas Paul

Rouven (27) hatte schon länger den Wunsch Menschen und Organisationen zu erleben und Orte zu besuchen, zu denen es seinen Vater Andreas seit langem immer wieder hinzieht. Die beiden versuchten daher, in 11 Tagen möglichst viele Begegnungen und Erfahrungen unterzubringen. ein Ding der Unmöglichkeit…?

Wer gerne den ganzen Bericht lesen und Photos sehen möchte findet Berichte zu den einzelnen Tagen auf www.paul-engl.at im Menu unter Middle East / Holy Land. Der erste Bericht ist „One Day in Bethlehem“. Im letzten Bericht „Coming back home“ gibt es Bericht auch als pdf zum herunter laden.

Als „Basislager“ durften wir im Gästehaus der Sionsschwestern in Ein Karem, Jerusalem zu Beginn, Mitte und Ende unserer Reise übernachten. Die herzliche Gastfreundschaft der vier Novizinnen und der verantwortlichen Sr. Juliana Baldinger NDS haben wir sehr genossen, ebenso wie  die Begegnungen mit den anderen Schwestern der Gemeinschaft Notre Dame de Sion in Ein Karem.  Für Rouven, der sich ansonsten viel im Kontext des „Global Ecovillage Networks“ (GEN) bewegt, war es bereichernd viele Elemente gemeinschaftlichen Lebens in dieser kirchlichen Umgebung wiederzufinden. GEN ist weltweites, konfessionsunabhängiges Netzwerk größerer und kleinerer Ökodörfer und Gemeinschaften, in welchen sich Menschen einem möglichst ganzheitlich nachhaltigem Leben verschrieben haben; ökologisch, ökonomisch, sozial, kulturell.

Am Sonntag (19.11.) fuhren wir mit einem Sammeltaxi nach Hebron wo wir als erstes die Wohnung des Christian Peacemakerteams suchten. Ein junges Team begrüßte uns und erzählte von den Schikanen, denen die Palästinenser in der Altstadt von Hebron ausgesetzt sind. Derzeit verunsichert die Bevölkerung vor allem die Tatsache, daß den jüdischen Siedlern von der Israelischen Administration ein sogenanntes „Stadtverwaltungsrecht“ oder „Bürgerrecht“ in Hebron zugesprochen worden ist. Dies löst Verwirrung und Fragen aus, weil schwer abzuschätzen ist was dies rechtlich und in der Folge praktisch für die palästinensischen Bewohner bedeutet. Wir konnten auch bei jüdischen Freunden in Jerusalem nichts Näheres diesbezüglich in Erfahrung bringen. Außer in Hebron trafen wir niemanden, der von diesen Neuigkeiten gehört hatte.

Anschließend trafen wir Anna vom Hebron Team des EAPPI. Sie nahm sich Zeit obwohl ihr Team in den Tagen im Prozess der Übergabe an das neue Team war. Sie sah es als ihre vorrangige Aufgabe wo immer möglich Gästen von den Erfahrungen in Hebron zu berichten. Mit ihr besuchten wir die Abrahams Moschee, die das zentrale Heiligtum für Juden, Christen und Muslime in Hebron ist. Dieses ist heute zweitgeteilt, wobei der als Synagoge gestaltete Teil Juden vorbehalten ist. Im Vergleich zum Besuch vor einem Jahr sind die zwei Checkpoints, die man durchqueren muß um in die Mosche zu gelangen, wesentlich ausgebaut. Sie sind heute massive Einrichtungen die auf lange Dauer ausgerichtet erscheinen. Vor allem ersterer, Checkpoint zwischen den Bereichen Hebron H1 und H2 führt die Durchlassrate von jeweils nur 1-2 Personen auf einmal zwangsläufig zu langen Staus. Hier ist die Präsenz und Beobachtung durch EAPPI und TIPH (Temporäre Internationale Präsenz Hebron der EU) sehr wichtig um Probleme zu melden und wenn möglich darauf zu reagieren. Der allgemeinen Geduld, mit der Palästinenser sich anstellen und dieses auch selbständig organisieren gilt unsere Hochachtung!

Entlang der für Palästinenser gesperrten Shuhada Straße, die zu der kleinen illegalen Siedlung Tel Rumeida führt, kann man eine immer stärkere jüdische Präsenz durch bauliche Einrichtungen wahrnehmen. Hier wird auch auf Infotafeln in hebräischer und englischer Sprache die Geschichte der Vertreibung und Wiederansiedlung  jüdischer Bevölkerung aus anderer Perspektive dargestellt. Das Unrecht der Vertreibung ist real – damals wie heute! Wie können wir Menschen aufzeigen, dass „Auge um Auge“ immer noch alle blind macht?

Nach einigen für die Sicherheit der internationalen Beobachter relevanten Situationen, gerade auch in Hebron, ist die Balance zwischen Sicherheit der EAs und der Möglichkeit, bei heiklen Situationen anwesend zu sein und zu beobachten, oft schwierig, erzählte uns Anna.

Am Nachmittag suchten wir unseren Gastgeber für die Nacht in der Hebron University auf. Über die Organisation SERVAS (www.servas-austria.org) hatten wir Kontakt zu einer fünfköpfigen Familie bekommen. Der Vater ist Leiter des Büros des Präsidenten der Universität und hat bereits vielfältige internationale Seminare in Gewaltfreiheit und Kommunikation besucht. Auch er muss, wie alle Palästinenser, bei Auslandsreisen auf dem Landweg nach Amman, Jordanien, fahren, da Palästinenser nicht den Ben-Gurion Flughafen Tel-Aviv benutzen dürfen. Die Familie mit einem Sohn und zwei Töchtern nahm uns herzlich auf und gemeinsam genossen wir ein typisches Abendessen aus Hebron: Safranreis mit Hühnerfleisch.

Den Abend verbrachten wir zum Teil mit angeregten Gesprächen, auch über die politische Situation in Nahost. Die Zweistaatenlösung in den Grenzen von 1949 wird immer noch befürwortet, wobei kein Problem darin gesehen wird, daß die Bewohner der dzt. illegalen jüdischen Siedlungen Glieder des palästinensischen Staates sein könnten. Auffällig war, wie sehr alle Familienmitglieder sich am Gespräch beteiligten, aktiv zuhörten und offen waren für Ansichten und Probleme von jüdisch-israelischer Seite. Was uns auch auffiel, war die offene, interessierte, entspannte, ja fröhliche Atmosphäre in der Familie, wie wenn es keine Besatzung mit all ihren Konsequenzen ausserhalb des Hauses gäbe! Sicher gab und gibt es auch Situationen in denen die Mutter Angst um ihre Kinder hat, wie sie uns erzählte.

Die Gesellschaft in Hebron wurde als eher konservativ beschrieben; ein Grund, warum es an der Universität mit 70% deutlich mehr Frauen als Männer gibt. Die Frauen sollen für ihre Studien möglichst nicht das familiäre Umfeld verlassen müssen. Die beiden Töchter träumen allerdings davon, einmal in England studieren zu können.

Die Mutter ist in Saudi Arabien geborene Palästinenserin und verlor durch die Heirat mit ihrem in Hebron lebenden Cousin ihren Aufenthaltsstatus in Saudi Arabien. Der Pass wurde ihr abgenommen und erst im Flugzeug bei der Ausreise wieder übergeben. In Saudi Arabien hatte sie als OP Krankenschwester gearbeitet und kam vor ca. 20 Jahren in ein Hebron mit deutlich niedrigerem Lebensstandard als sie es in ihrer Jugend gewohnt gewesen war. In dem großen Doppelhaus, welches gemeinsam mit dem Bruder des Vaters bewohnt wird, standen uns im Untergeschoß mehrere Räume zur Übernachtung zur Verfügung. Die Familie hat selten aber immer wieder SERVAS Gäste aus verschiedensten Ländern.

Auf der kurzen nächtlichen Erkundungsfahrt durch das moderne Hebron kamen wir auch in einen kleinen gewöhnlichen Supermarkt  und fanden dort auch alle möglichen bekannten Produkten europäischer Marken. Außerdem Honig aus dem Kibbuz Yad Mordechai der 10km nördlich des Gaza Streifens liegt, und auch allerlei andere landwirtschaftliche Produkte aus jüdischen Siedlungen im Jordantal waren eine Selbstverständlichkeit.

Rouven hat unterwegs vielfach von seinem aktuellen Lebensweg erzählt. Unterwegs zu verschiedensten Gemeinschaften, denen ein ganzheitlich nachhaltiges Leben sehr wichtig ist, hat er ein großes Netz an Bekannten aufgebaut. Immer wieder fiel im auf, wie sehr auch bei den Gruppen die wir trafen ähnliche Werte und Kommunikationsformen von Bedeutung sind, wenn auch der praktische Fokus häufig ein anderer ist.

Dankbar und zufrieden kehrten wir am Montag 27.11. nach Linz zurück. Bei einem ausgiebigen Frühstück im Zug mit mitgebrachten Köstlichkeiten klang die Reise aus.

mehr Fotos auf http://www.paul-engl.at/one-day-in-hebron/

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SYLE (Servas Youth Language Experience): Italien 2018. Angebot und Nachfrage

Dear Servas Friends,

ARE YOU READY FOR SYLE (SERVAS YOUTH LANGUAGE EXPERIENCE) 2018?

I am Regional Coordinator for Lombardia (NORTH Italy). In the current year we had very positive experiences with young people, who we hosted in Italy, Ines from Chile, Bogi from Hungary, Dorota from Polen, Isabela from Brazil, Christa and Charlotte from Belgium, Daniel from Spain.

Syle has supported our new SERVAS YOUTH GROUP, that is deeply involved in welcoming Young Servas Hosts!

We all are strongly willing to repeat this opportunity next year 2018 too.

So we inform you, that we have some families READY TO WELCOME 4-5 young people from your country for 2-4 weeks, in Italy.

At the same time, we have some young Travellers who may be interested to come to your country for SYLE. Are you ready to activate SYLE projects in your country next year? Are you ready to offer NOT ONLY Language but CULTURE-DAILY LIFE SHARING opportunities at your home?

Timing: for SYLE in June/July/August 2018, contact before end December 2017.

For SYLE in September/October/November/December 2018, contact me before end March 2018.

Please contact me for any further information and question: rota.raffaella@gmail.com

Peace & Love

Raffaella Rota
Servas Coordinator
And Youth Group Lombardia Italy

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Servas bei ICAN (Friedensnobelpreis 2017)-Veranstaltung


bei der unten stehenden Diskussionsveranstaltung anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Nuklearwaffen)
Servas Austria: Fabian, Eva, Angelika, Cecilia, Doro
Versöhnungsbund: Pete Haemmerle
ICAN Austria: Nadja Schmidt

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A   G R E A T   T I M E   I N   S P A I N

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