Mit Servas in New Hampshire und Montreal

* von Lorenz Glatz *

Oktober 2010. Wir haben nach zehn Tagen bei Quebec City in einer Tauschwohnung und Tauschpartner in ihrem Ferienhaus in Maine besucht. Dann sind wir auf der Fahrt nach Center Conway in New Hampshire am Rand der White Mountains durchs herbstbunte Neuengland. Wir folgen der Wegbeschreibung unseres Servas Hosts Marilyn.

Sie wohnt in einer Condo-Anlage außerhalb des „Zentrums“ dieser weit verstreuten Stadt. Wir finden ziemlich problemlos hin. Mit der Automatik unseres Mietautos komm ich inzwischen recht gut zurecht. Gottseidank, denn öffentlich kommt man dort schlicht nicht hin, und fürs Autostoppen sind wir ein paar Jahr zu alt und wackelig. Unser „medium car“, ein Hyundai xy, ist laut Hedi riesig, aber läuft dafür sehr leise, was weniger anstrengt. Marilyn begrüßt uns herzlich, und mit einem reichlichen Abendessen auch. Sie ist in unserem Alter, erzählt viel und hört auch gerne zu. Wie wir schlafengehen, wissen wir eine ganze Menge über der jeweils andern Leben. Schließlich hat man nicht alle Tage Gelegenheit, wem davon auch die weniger schönen Seiten zu erzählen.

Morgens ist das Frühstück von Marilyn schon vorbereitet (Bagels oder wie man die runden Dinger vielleicht noch schreibt, Kaffee, und Cider – ob das bei uns auch wer schon zum Frühstück trinkt?), sie ist katholisch und trägt vor jeder Mahlzeit einen längeren Predigt-Spruch zum Tag vor. Sie lässt uns auch einen Zettel mit einem kurzen Spruch zum Tag ziehen, der uns leiten soll. Ich bin zwar areligiös, aber vielleicht kann ich so was adaptieren. Ich warte auf den nächsten Servas-Gast.

Die economy sei sehr schlecht jetzt, erzählt Marilyn, viele Leute sind arbeitslos. Ihre Kirchen-Community kümmere sich um Bekannte in Not, das seien jetzt
sehr viele. Sie ist in Pension, das schützt vor Arbeitslosigkeit, aber veranlasst sie zugleich, nach einem Zusatzverdienst zu suchen. Wer kann, der arbeitet auch zwei und drei Jobs, damit es reicht. Auch die Kochkunst verfalle ganz, weil die Leute so viel arbeiten müssen.

Sie hat uns für eine Wanderung angemeldet, die in der Lokalzeitung angekündigt ist, weil sie aus unseren „Letters of Introduction“ entnommen habe, dass wir gerne wandern. Aus dem von Hedwig natürlich. Die Führerin dort kenne sie von Servas. Sie fährt Hedi mit ihrem Auto nach Chatham, gibt ihr Unmengen an Erklärungen zum Merken. Ich fahre hinterdrein. Sie stellt uns den beiden Guides des hike’s vor. Beide Lehrerinnen. Insgesamt sind wir so eineinhalb Dutzend Leute, die meisten in unserem Alter. Zweieinhalb Stunden Marsch zum Mountain Pond, z.T. über die Tracks für Snow Mobiles. Die sind hier (und
auch in Maine – nach den Verkehrszeichen und Verkaufsflächen zu schließen, an denen wir gestern vorbeigefahren sind) sehr populär. Im Winter dröhnen sie dann durch den Wald und sind vermutlich so wenig abzuschaffen wie bei uns die Schlepplifte, Seilbahnen und Schipisten. Der Weg ist gatschig, weil, wie wir immer wieder hören, ein ungemein nasser Herbst ist. Es ist ein staatlicher Naturpark, daher eine Art Urwald. Die Führerinnen liefern nach Lehrerart zeitweise eine Doppelconference an Erklärungen, wo die Mooses (die hiesigen Elche) schlafen und dergleichen, eine spricht mir wie schon jemand in Kanada davon, dass wir in Europa so große „Probleme mit den Moslems“ haben.

Wir reden mit Mitwandernden, da sind auch drei Deutschstämmige drunter, die aber nur englisch reden, und eine Frau, die in Garmisch für die US-Army gearbeitet hat. Die spricht deutsch. Einer der ersteren erzählt, dass seine Mutter Mitte der Dreißigerjahre extra nach New York gefahren ist, damit sie ihn dort
gebiert und er US-Bürger ist. Darauf hätten sie noch drei Jahre in Deutschland gelebt und seien erst ’38, als die Eltern den Hitler nicht mehr ausgehalten haben, in die Staaten gezogen. Während des Kriegs hätten ihn aber andere Kinder, weil sie ihn deutsch reden hörten, an einen Telefonmast gebunden und als Nazi beschimpft und misshandelt. Darauf hätten die Eltern beschlossen, dass die Familie nur mehr Englisch spricht. Er sei seither nie mehr nach Deutschland gefahren. Seine Frau sagt: Und so machen wir es heute mit den Moslems. Endlich hör ich einmal was Gescheiteres zum Thema.

Der Teich, unser Ziel, ist einsam – kilometerweit kein Haus – und völlig von Strauchwerk umstanden. Wir bahnen uns einen Weg durch, aber direkt ans Ufer können wir nicht – zu gatschig, weil – eh schon wissen…

Nach der Rückkehr zum Ausgangspunkt gehen wir das letzte Stück bis zum Treffpunkt Kirche zu Fuß, die anderen steigen in die vier Autos, mit denen wir hierhergefahren sind, um dann unten noch mehr Autos für die Heimfahrt zu starten. Anders hätten wir alle ja nicht herkommen können. Wir suchen auf der Rückfahrt die Fryeburg Fair, die jährliche landwirtschaftliche Messe dieser Gegend, wo Mariyn heute arbeitet, finden sie nicht, aber dafür eine Tankstelle und dann einen Imbissladen mit diversem Fastfood in Center Conway. Schließlich „nach Hause“. Wir laden Marilyn zum Abendessen in ein großes Hotel mit angeschlossenem Vergnügungspark ein. Wir tafeln am Buffet all inclusive außer Wein und Nachspeise. In Venedig haben Hedi und ich allein soviele € wie hier $ für weit weniger hingelegt. Die jungen Leute der Bedienung (Wein, Dessert) sind angenehm unbefangen und freundlich. Im Foyer zeigt uns Marilyn, während wir auf einem Riesensofa sitzen und die Kinder der jungen Leute, die hier das Wochenende im „Indian Summer“ verbringen, herumwuseln, Familienfotos. Dann nächtliche Fahrt auf die Main Road von North Conway, einem Touristenzentrum mit breiten Straßen und großem Bahnhof. Bloß wird der letztere nur noch von lokalen
Sightseeing-Zügen für die Touristen frequentiert, die Linie nach Boston ist schon lange eingestellt.

Hier hat ein Elch geschlafen. Wow!

der Bergsee - ohne Wirtshaus, Strand und Booten
Frühstück mit Marilyn. Sie laubt, dass die „Streifzüge“, die Zeitschrift, für die ich schreibe, natürlich (auch) englisch erscheinen. Wär nicht schlecht, wenns so wär, denke ich. Sollt ich unseren Leuten vorschlagen. Abfahrt nach North Conway. Wir steigen gleich wieder aus und besuchen den Viktualienmarkt mit seinen vielen lokalen Produkten an der Hauptstraße von Center Conway. Maple-Sirup und was man damit veredeln kann (fast alles), all das gibt’s auch hier, nicht nur in Canada.

Weiter in die Berge nach Crawford Notch. Wir steigen aus, zuerst bei einer Informationshütte, dann sozusagen beim hiesigen Alpenverein, der dem Fotografen Washburn für seine Hochalpinfotos aus den Rocky Mountains und den europäischen Westalpen einen großen Saal gewidmet hat. Der traumatisierte Ex-Deutsche auf der Wanderung hat uns drauf hingewiesen, deswegen sind wir hier. Washburn hat sich in den Dreißigern waghalsig aus seinem Flugzeug gehängt (Helikopter hat’s noch nicht gegeben), um diese Bilder zu machen. Und seine Frau war mit von der Partie. Als Pilotin? Muss ich im Internet nachschauen.

Weiter nach Bretton Woods. In dem pächtigen Mount Washington Hotel haben die Westalliierten 1944 die Währungsordnung für den Nachkrieg festgelegt:
Goldbindung des Dollars, Dollarbindung aller anderen Währungen, IWF und Weltbank als Instrumente. Keynes hat sich als Vertreter der untergehenden Vormacht
nicht so recht in Szene setzen können, aber in einer proamerikanischen Variante hat sein Schema durchaus reüssiert. Das mit dem Dollar hat nur bis 1971
gehalten, seitdem aber ist Geld nicht mehr das Zeichen für eine Geldware, sondern ein Glaubenssatz der heiligen Kirche der Marktwirtschaft. Aber offenbar hält auch das unwahrscheinlichste Dogma recht lang, wenn selbst der Alltag auf ihm aufgebaut ist. Auf der Infotafel an der Straße ist von 1944ff. erstaunlicherweise kein
Wort zu lesen, wohl aber davon, dass vor 100 Jahren hier 57 Züge am Tag Station machten und es als eins der luxuriösesten Hotels der Staaten galt. Wir spazieren hin, ziemlicher Betrieb von Leuten, die die Anlage des Luxushotels besichtigen. Die Luxusleute selbst sind nicht zu sehen. Vielleicht meiden sie uns Pöbel.

Wir fahren auf der New Hampshire-Seite ein recht einsames Tal, die Grenze zu Vermont, entlang nach Norden. Wir wollen nämlich vor Montreal noch nach Sainte Edwidge (!), den einzigen Ort, von dem wir bis dato wissen, dass er nach Hedwig heißt. Über einen recht verschlafenen Grenzübergang (hier kontrollieren nur die
Kanadier) mit einem unterbeschäftigten, dafür umso freundlicheren, hilfsbereiten Grenzer, der uns sogar noch auf der Karte die Route nach Ste. Edwidge zeigt. Wir sind zurück in Canada/Quebec. Bei der Ortstafel der Heiligen ereignet sich ein Wunder – ein Fußgänger kommt daher und geht schweigend vorüber; der junge Mann geht gut und gern einen halben km zu Fuß, vielleicht sogar noch mehr!. Foto, weiter zur Kirche (zugesperrt, so sind sie, die heutigen Pfarrer) und wieder ein Foto.

Weiter Richtung Autobahn nach Montreal, langer Stau vor einer Verengung bei Richelieu. Eine Stunde zu spät, um acht bei Lorraine und Hubert, die uns angeboten haben, uns drei Nächte zu beherbergen. Unterwegs haben wir zweimal angerufen, um nähere Erläuterungen zur Route zu bekommen. Eine käufliche Karte von Montreal haben wir nämlich in Quebec nicht gefunden. Große Nachfrage danach scheint in Zeiten von gps nicht mehr zu herrschen.

Die beiden reden nur das hiesige Französisch. Dass ihr Englisch mies ist, haben sie ja schon im Mail mitgeteilt. Verwunderlich ist es bei zwei Akademikern in einem Land wie Kanada aber schon. Noch dazu, wenn sie im Westen Montreals wohnen, wo Englisch nicht wirklich eine Fremdsprache ist. Aber viele Quebecois sind schon lange dem Englischen nicht grad aufgeschlossen. Für sie ist es das Zeichen ihrer Unterwerfung. Kleines Abendessen. Ich bin erschöpft, schlaf gleich ein.

Marilyn mit Lady und Hedwig beim Abschied in Center Conway

Das Bretton Woods-System, ich und der Hyundai

Das Bretton Woods-System, ich und der Hyundai

die heilige Hedwig auf dem Weg...

die (schein)heilige Hedwig auf dem Weg…

...zu ihrer Pfarrkirche

… zu ihrer (versperrten) Pfarrkirche

Lorraine und Hubert empfangen uns in Montreal

 

Gemeinsames Frühstück. Wir bekommen die Fahräder Huberts und Lorraines, das ist eine freudige Überraschung! Wir fahren auf den Atwater Market, Hedi kauft Dessert fürs Abendessen. Die Händler reden alle französisch, zu Kunden zu einem nicht geringen Teil Englisch. Das Geschäft scheint davon nicht behindert. Kürbisse aller Größen – gäbe es Halloween nicht, man hätte es hier schon längst erfunden. Weiter nach Vieux Montreal weiter. Notre Dame boykottieren wir, weil sie 5 Dollar Eintritt wollen. Dejeuner bei der Cité de la Science. Drinnen Theken verschiendener Fastfood-Ketten. Wir schauen auf den Mexikaner. Taco Bell ist es nicht, den unser Älterer uns so ans Herz gelegt hat. Was die Namen der Speisen bedeuten, ist uns auch nicht klar. Wir gehen auf Nummer sicher und bedienen uns beim
französischen malbouffe. Wir lunchen im Freien bei schöner Aussicht über den weiten Platz auf Vieux Montreal.
Die Möwen sind aber zudringlich wie Spatzen, wenn man sie nicht verscheucht. Was nicht alle tun. Der Platz ist bald von den kreischenden Viechern umzingelt.
Ich knipse, dann ergreifen wir die Flucht. Seit Hitchcock weiß man ja, wozu Möven so imstande sind.

Wir suchen und finden Montreal Central, wo der Greyhound abfährt. Besorgen Karten für Mittwoch. Fahren herum, finden uns schließlich en plein soleil in einer kreativen Atmosphäre rund ums Museum für zeitgenössische Kunst. Da smst der Junior und moniert die Wichtigkeit, Taco Bell zu versuchen. Antwort an beide Youngsters, dass wir unser Bestes tun.

Durch die kleine Chinatown. Viele, vor allem alte Männer sitzen an der Straße in Lokalen und unterhalten sich, an einer Stelle wird über Unterdrückung in China aufgeklärt und werden Unterschriften gesammelt. Bald dahinter finden wir die Stelle, wo wir morgen unser Auto zurückgebe können. Wir nehmen auf einem schönem Platz in der Altststadt Kaffee, ich einen mit Brandy, zu uns und schauen von unserer Terrasse aus einem Schausteller zu, der mit vielen, offenbar witzigen Reden und etlichen Kunststücken gut fünfzig Leut in seinen Bann zieht. Wir radeln schließlich den Kanal entlang nach Westen in die sinkende Sonne. Schöne, weite Parks und Häuser a la Anglaise. Stellenweise sitzen, spazieren, plaudern viele Leute, verbringen ihren Feierabend. Kommen mit nur 5 Minuten Verspätung zurück.
Opulentes Abendessen, lange Gespräche, von denen ich nur Bruchstücke plus ab und zu eine Übersetzung von Hedwig verstehe. Mein Französisch ist auch so schon mies, bei Quebecois steige ich leider aus. Hubert ist ehemaliger Knabenseminarist wie ich, hat sogar mit Theologie angefangen. Auch seine Haltung zur Kirche hat sich ähnlich entwickelt wie meine. Was er über die dominierende Stellung der Kirche in seiner Kindheit erzählt, erinnert mehr noch ans Österreich der Monarchie als an die Zustände meiner Kindheit. Viel davon übrig scheint aber fünfzig Jahre später nicht mehr zu sein. Es ist hier offenbar schneller
gegangen.

Die Flora drängt zu Halloween...

Die Flora drängt zu Halloween…

...die Fauna zum Fastfood

…die Fauna zum Fastfood

In Wien hätte die Kronenzeitung solche Architektur verboten.

In Wien hätte die Kronenzeitung das als „Architektur von Wilden“ sicher gleich verboten.

 

Frühstück. Langes Gespräh, ich bin über lange Strecken stummer Zuhörer und bemühe mich klüger dreinzuschauen, als ich mich fühle. Wir bringen das Auto zurück. Es stellt sich heraus, wir hätten es eh noch einen Tag behalten können. Ein deutsches Touristenpaar spricht uns an, sie sind zur Hochzeit ihres Sohnes da. Glücklich schauen sie aber nicht aus. Wir machen uns mit der Metro auf den Weg zum Theater Espace Go, essen in einem Café ganz in der Nähe, reservieren in dem von Stephanie Jasmin (der Tochter unseres kanadischen Tauschpartners in Quebec City) empfohlenen Restaurant fürs Diner nach der Vorstellung. Stephanie hat nämlich mit ihrem Mann aus den „Prinzessinnendramen“ Jelinek den Teil über Jackie (Kennedy-Onassis) inszeniert und für uns Gästekarten bei der Kassa hinterlegt.

Wir wandern zum Mont Royal, englisches Viertel, auch auf dem riesigen Friedhof am Abhang zu einem großen Teil englisch beschriftete Grabsteine, der Anteil an Juden für uns ungewöhnlich hoch. Auch Griechen, Chinesen und andere belegen zumindest Grätzl. Wir suchen und finden ein Loch im Zaun und vermeiden so den Rückweg zum Ausgang unten. Wir wollen schließlich hinauf zum „Gipfelkreuz“. Wirklich Gipfelkreuz, ein ringsum abgezäuntes gut 30m hohes Kreuz aus Stahlstreben mit viel katholisch-französischer Vergangenheit, seinerzeit als Aussichtswarte in Kreuzform geplant, jene wurde eingespart, das Kreuz jedoch umgesetzt. Es ist – gut barock sozusagen – auf Wirkung von der Ferne und auf die Beleuchtung in der Nacht ausgerichtet, nicht darauf, von der Nähe betrachtet zu werden – der Drahtzaun ist ein Ausbund an Hässlichkeit. Wir finden aber schließlich doch eine wunderschöne Aussichtsterrasse. Ein anderes deutsches Touristenpaar hat uns gesagt, wie wir hinkommen. Ein Straßensänger singt für uns Sounds of silence. Wir geben dem Typen „eine Handvoll Dollar“. Tja, an der Lust zu so einem Leben hätt es mir nicht gefehlt in meinen Zwanzigern (wenn auch sicher nicht als Sänger). Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so… Na gut, dafür gibts die Söhne, die liebste Schwiegertochter und die Enkel- auch nicht grad sorgenfrei, aber sehr lebendig.

Wir kommen runter zur McGill-Universität. Sie ist englisch und wie man an den Gebäuden und Anlagen schon von oben unschwer sieht, englisch und stinkreich. Und das obwohl laut Führer ein Gutteil der englischen Bourgeoise in der „stillen Revolution“ der Siebziger und rund um das Separations-Referendum in den
Neunzigern vor dem aufgewerteten Französisch nach Toronto geflüchtet ist.

Mit der Metro zurück zum Theater. „Jackie“ beeindruckt mich, die Geschichte einer Frau, die gelebt wird, sich leben lässt – auch wenn ich am Französischen durchgehend gescheitert bin. Ich hab die Rezension im „Devoir“ gelesen (das ist unglaublich viel leichter als etwas auf Französisch, erst recht auf Quebecois zu hören). Die russischen Puppe und die Suche nach dem Kern, von der dort die Rede ist, überzeugt mich nicht. Jelinek scheint es doch eher um die Hohlheit zu gehen, die dort ist, wo angeblich jener Kern zu finden wäre. Vielleicht meint sie sogar, der Mensch hat keinen ideellen Kern, und tatsächlich kann man wohl viel leichter noch von seinen biologischen Grenzen oder einem biologischen „Kern“ reden. Ideell ist er ein Wesen mit vielen Möglichkeiten, was realisiert wird, ist immer ungewiss. Möchte die Prinzessinnendramen Jelineks gern lesen, naja sagen wir: die Jackie. Das dreifache „Image“ – die Frau in den Journalen, die Frau auf der Bühne, die Frau auf der Leinwand ist gute Regie. Wir gehen ins Restaurant und reden lange über das Stück. Mit der Metro „heim“, es ist schon 11.

koloniale Repliken: Notre Dame á la Parisienne...

koloniale Repliken: Notre Dame á la Parisienne…

und Reine du Monde alla Romana (außer dem Hochhaus hinten freilich)


„Mordecai, may your affirming flame glow forever“

 


Blick vom Mont Royal auf Montreal (vom „königlichen Berg“ auf „Königsberg“)

Jackie von Elfriede Jelinek mit Sylvie Léonard im Theater l’Espace Go


Das Viertel rings um das Espace Go

Frühstücken, einpacken. Hubert bringt uns mit dem Auto zum Greyhound, der eine ¾ Stunde vor der von mir im Netz gefundenen Zeit abfährt. Wir sind aber immer noch eine ¾ Stunde davor dort. Es geht weiter nach Vermont zu Verwandten, dann noch Tauschpartnern bei New York, dann heim zur Family, sonst vergisst uns der kleinere Enkel am Ende noch.

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